Detlef Haus
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand."
- Arthur Schopenhauer -
Eine Ahnung von Leben
Na dann viel Glück!
Mehr geht nicht?
Schreibe mir eine Mail, mit Fragen oder Anregungen.
Ich wurde am 01. August 1962 in Wismar geboren. Nach der Lehre im Chemiekombinat 'Piesteritz' und der Armeezeit bei der Marine studierte ich im Fernstudium 'Energieanlagentechnik' an der TU Dresden.
Das Interesse an politischer Bildung wurde durch die Politisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens in der DDR schon früh geweckt. Mein erster Roman „Eine Ahnung von Leben“ reflektiert diese Erfahrung mit den Lebensverhältnissen in der DDR. Die Zeit der politischen Wende um 1989 und eine kurze Zeit darüber hinaus im neuen gemeinsamen Deutschland habe ich mitverarbeitet, und versuche in der Summe einen tieferen Einblick über meine persönlichen Erfahrungen hinaus zu geben.
Mein Interesse lag und liegt aber nicht nur im politischen Umfeld, sondern streift auch philosophische Kategorien, die natürlich durch das vorgefundene gesellschaftliche Erleben in enger Verbindung mit dem persönlichen Erleben wesentlich beeinflusst wurden. So entstand mein zweites Buch, dass sich mit verschiedenen Fragen des ‚glücklich seins‘ beschäftigt und einige Aspekte dieses umfangreichen Themas in thematische Zusammenhänge stellt. Der Titel „Na dann, viel Glück!“ soll der Hoffnung Ausdruck geben, dass jeder dann das Beste aus seinem Leben macht, um schlussendlich irgendwie ‚glücklich zu sein‘.
Mein drittes und derzeit letztes Buch sucht im wesentlichen Antworten auf die Frage, warum das heutige gesellschaftliche Leben mit den immer größer werdenden Problemfeldern in fast allen Lebensbereichen nur diese 'negative' Entwicklung nehmen konnte. Wir stehen uns oftmals selbst im Wege, und je mehr Übung wir darin bekommen, umso unerfreulicher wird die zukünftige Entwicklung. Hier stelle ich die Frage an die Zivilgesellschaft als Ganzes: „Mehr geht nicht?“ Die Zukunft lässt uns erahnen, nein, eigentlich wissen wir es schon, dass das Erreichte nicht ausreichen wird, um in dieser Zukunft zu bestehen.
Einleitung in das Thema
Wie wird mein Leben aussehen, was mache ich aus mir? „Du kannst dir alles aussuchen, nur nicht deine Familie“, sagte mein Onkel. „Da wirst du reingeboren, das ist weder dein Verdienst noch deine Schuld. Du kannst Glück oder Pech haben“. Ich hab das nie ganz geglaubt. Was ist mit der Gesellschaft? Gibt sie dir alle Möglichkeiten? Vielleicht, aber es geht nie ohne Probleme und Rückschläge. Es kommt aber der Tag, wo du über dich selbst bestimmst und deine eigenen Geschicke lenkst. Dann ist keiner außer dir für deine Fehler und deine Erfolge verantwortlich. Endlich hast du deine Freiheit. Du dachtest alles war gut, aber in Wirklichkeit war vieles verkommen und nun hast du es erkannt und kannst endlich leben.ebook: 348 Seiten
ISBN: 978-3-98551-691-9Hörbuch: 8 h 42 min
ISBN: 406-1-70754-201-5Verlag: Feiyr (01. Juni 2021)
Sprache: Deutsch
Inhalt:Ein Ausflug
Das Dorf
Die neue Schule
Die Flucht
Piesteritz
Urlaub in Sotschi
Das Vorspiel
Die Offiziersschule
Der Grundwehrdienst
Vor Kühlungsborn
Kühlungsborn zum Ersten
Das Studium
Kühlungsborn zum Zweiten
Das Theater
Die Werft
In Neubrandenburg
Der Anfang vom Ende
Eine Weiterbildung
Der Start in die Marktwirtschaft
Die neue Firma
Ein sorgenfreier Alltag
Sand im Getriebe
Fluchttherapie nach Malta
Der Abgesang
Frei sein in Singapur
Fliegen
Aufwachen
Audioausschnitt aus dem Buch:
auf Online- Portalen (z.B. spotify, audible) sind immer Audiosequenzen hörbar
Einleitung in das Thema
Was ist Glück? Wie wird man glücklich? Kann man das Glück bewahren? Solche und ähnliche Fragen haben wir uns alle schon ab und an gestellt.
Ob bewusst oder unbewusst, wir streben alle nach dem Glück. Seit der Antike versuchen sich Philosophen, Schriftsteller und andere zeitgenössische Persönlichkeiten an der Analyse zum Glück. In der Moderne hat sich mit der Glücksforschung ein wissenschaftlicher Ansatz etabliert, um die Geheimisse des Glücks vom einzelnen Menschen und das ganzer Gesellschaften zu ergründen.
Meine Gedanken streifen an einigen Themen des Glücks entlang und versuchen einzelne Aspekte in einen Zusammenhang zu bringen.Taschenbuch: 98 Seiten
Verlag: united p.c. (29. August 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3710333296
ISBN-13: 978-3710333293
Inhalt:
Einleitung 6
Was ist Glück? 13
Definitionen der Menschen 18
Glücksfaktoren 20
Glücksstoffe und mehr 23
Glücks Zitate 29
Die Klassiker der Antike 34
Glück in der Moderne 41
Demokratie und Glück 50
Was macht glücklich? 54
Die Frage nach dem Sinn 61
Was macht unglücklich? 63
Umfragen und ihre Bedeutung 73
Verantwortung und Glück 79
Symbole, die Glück bringen 86
Einleitung in das Thema
Manchmal denke ich, die Welt ist verrückt geworden. Ob nun gleich nebenan in Deutschland oder irgendwo auf unserem Planeten. Schlechte Nachrichten sind allgegenwärtig und die guten Nachrichten werden scheinbar immer weniger. Ein Anschlag dort, eine Finanz- und Wirtschaftskrise in Erwartung und natürlich unzählige kriegerische Auseinandersetzungen.
Sind nur wir das persönlich mit unseren menschlichen Schwächen, die zu mehr nicht in der Lage sind, oder begleiten uns Lebensumstände, die all das ‚Schlechte‘ in fast allen Zeiten der gesellschaftlichen Entwicklung befördern. Es muss sich eine Spur zur Klärung finden lassen.ebook: 126 Seiten
Verlag: Feiyr (15. Mai 2021)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-98551-976-7
Inhalt:
Tagesnachrichten 4
Als alles begann 11
Erste ökonomische Parameter 18
Der Sinn des Staates 22
Wertvorstellungen im Wandel 32
Der Abschied vom Sinnvollen 46
Alte Banken, neue Finanzmärkte 52
Alte und neue Abhängigkeiten 61
Fehlentwicklungen in der Finanzwirtschaft 70
Ungleichverteilung und keine Lösung 76
Andere Hindernisse 87
Die Steuermänner 95
Steuerungsmittel 105
So sollte es sein 108
Utopia oder andere Alternativen 114
Fazit 121
Biografische Angaben 124
Piesteritz
Ende August 1979 war es nun soweit. Die Reise in mein neues Leben stand bevor. Als Treffpunkt für den Sammeltransport wurde meine alte Schule in Neuburg benannt.
Noch gestern und auch in den Wochen zuvor hatte ich diese Vorfreude auf eine Art unbekanntes Abenteuer gespürt, heute Morgen um 6 Uhr war davon nichts mehr zu merken. Ich fühlte eher ein Unbehagen, die kleine bekannte Welt, die mich umgab, zu verlassen und diese Reise ins Ungewisse zu wagen, dazu noch über 300 Kilometer von zu Hause entfernt.
Mein Vater brachte mich mit meinen Koffern zum vereinbarten Treffpunkt, und ich versuchte, mir meine Gemütslage nicht anmerken zu lassen. Natürlich klappte das nicht wirklich, und mir war klar, dass es selbst meinem Vater, der durch den Krieg ähnlich früh sein Zuhause verlassen musste, nicht viel anders ging.
Wahrscheinlich kam bei ihm noch dazu, dass er seine damaligen Erlebnisse in irgendeiner Form mit meinen zukünftigen Erlebnissen assoziierte. Darüber dachte ich dann aber auch nicht weiter nach, zumal es ja auch in keiner Weise der Realität entsprach, hoffte ich zumindest.
Michael war schon da, und da der Bus ziemlich pünktlich war, ging es dann auch schnell los. Jeder versuchte, den Abschied so selbstverständlich wie möglich zu gestalten und das machte es leichter. Ich war froh, dass Michael noch mit dabei war. Über lange Zeit hatte es so ausgesehen, als ob er seine Berufsausbildung in Rostock absolvieren würde. Es sollte doch anders kommen, und darüber war ich sehr froh.
Nach einer halben Stunde nahmen wir die nächsten Mitstreiter in Neukloster auf. Es war spannend, die Fragen „Wie viele sind es, was sind das für Typen und sind auch Mädchen dabei?“ endlich beantwortet zu bekommen.
Zum Schluss war es, wie erwartet, eine deutliche Übermacht an Jungen, Mädchen waren an technischen Berufen offensichtlich nicht so interessiert. So richtig verstehen konnte ich das nicht, aber es schien eine Art Naturgesetz zu sein. Die Hoffnung war allerdings berechtigt, dass das an der Berufsschule nicht so weiter ging. Wir wussten, dass dort eine Vielzahl von Berufen ausgebildet wurde.
Nach gefühlten zehn Stunden im reichlich unbequemen und lauten Ikarus-Bus, die tatsächlich nur sechs Stunden waren, kamen wir in Piesteritz, einem Industriestandort nahe der Stadt Lutherstadt Wittenberg, an. Die sechsgeschossigen Wohnheime lagen an der Rothemarkstraße, die sich in Form einer langen S-Kurve direkt an einem kleinen Waldstück entlang schlängelte. Die Zimmervergabe war straff organisiert, und so gab es auch nicht viel Spielraum, um eine gewisse Einflussnahme auf die Zimmernachbarn zu haben.
Zu meinem Leidwesen stellte ich fest, dass ich weder mit Michael, noch mit einem der anderen Mitfahrer aus dem Bezirk Rostock auf ein Zimmer kam. Nicht einmal die Etage war die gleiche. Zu allem Überfluss wurden ich und ein anderer „Sprutz“ auf ein Zimmer mit Lehrlingen aus höheren Ausbildungsjahren zusammengelegt.
Ich hatte von meinem Cousin von diesem System der „gestaffelten“ Zimmerbelegung bei der NVA gehört, ohne jedoch so richtig zu verstehen, was dahinter steckt. Das sollte uns dann schnell klar werden. Es setzte mit Betreten des Zimmers genau diese geschilderte Art von EK-Bewegung (EK-Entlassungskandidat) ein, die bei der NVA so gefürchtet war.
Da war der raue Umgangston noch das kleinste Problem, zumal ich gar nicht verstand, warum Mitstreiter, nur weil sie ein oder zwei Jahre vor mir da waren, sich dermaßen blöde verhielten. Ich wusste aber auch, dass ich, so schwer es auch fiel, diese Situation nicht ändern konnte.
Ich hatte also das erste Mal so richtig Heimweh. Nach einigen verbalen sowie auch körperlichen Auseinandersetzungen konnte ich in Abstimmung mit der Heimleitung mein Zimmer wechseln. Das sollte aber Zeit haben, bis wir aus dem GST-Ausbildungslager zurück waren.
Die Gesellschaft für Sport und Technik, einfach nur GST genannt, war eine dieser vielen Massenorganisationen, die wir schon aus den letzten beiden Schuljahren an der POS kannten. Seit 1978 war die Teilnahme am Wehrunterricht für Jungen und Mädchen Pflicht.
Ich glaube, die meisten haben früh verstanden, dass man gut beraten war, an dieser vormilitärischen Ausbildung im Sinne der späteren Entwicklungsmöglichkeiten teilzunehmen. Da sich die Teilnahme für mich und meine Mitstreiter nahtlos in das Selbstverständnis der Notwendigkeiten des sozialistischen Lebens einfügte, zumal ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung die körperliche Ertüchtigung mit Spiel und Wettbewerb zum Inhalt hatte, war auch eine gewisse Vorfreude auf das Lager vorhanden.
Es war in jedem Fall eine ausgezeichnete Gelegenheit, die einzelnen Charaktere schon mal etwas genauer kennenzulernen und letztendlich zu sondieren, wer neben Michael ein guter Kumpel in der Fremde werden könnte und vor allem, mit wem ich auf ein Zimmer ziehen wollte. Es standen immerhin zweieinhalb Lehrjahre auf dem Programm, in denen auch der Spaß nicht zu kurz kommen sollte.
Gerade die Struktur des Lagers mit den Uniformen, den Diensträngen und Leistungsnadeln sollte sich als so sinnvoll erweisen, wie ich es erwartet hatte.
Die unteren Dienstränge sollten verteilt werden. Diese Neigung und der Wille, andere zu führen, über sie bestimmen zu können, entsprachen nicht meinem Wesen. Führen setzt Qualität und Kompetenzen voraus, wer konnte die von uns schon haben?
Zugegeben, der Gedanke daran entbehrte nicht eines gewissen Reizes, aber ich konnte diesem ohne Anstrengung widerstehen. Andere konnten das nicht, und das konnte meiner Auffassung nach nur mit angeborenen Fähigkeiten oder maßloser Selbstüberschätzung zu tun haben. Ich entschied mich bei der Einschätzung der Auserwählten dann eher für die zweite Variante.
Einen besonderen Blick verdienten die Mädchen. Wenn die Mädchen schon nicht zur NVA mussten, dann fanden wir die Entscheidung gut, sie zumindest in dieses GST-Lager mitzunehmen und so ‚wehrtüchtig‘ zu machen.
Nachdem sich die spätere Clique gefunden hatte, entspann sich immer wieder eine fantasiereiche Diskussion um die Möglichkeiten, die sich jeder bei der einen oder anderen ausrechnete. Die Dreifaltigkeit Schule – Sport - Mädchen gehörte scheinbar nicht nur in der POS-Zeit von Michael und mir und den zu Hause verbliebenen Kumpels zum Standardprogramm, die Mitstreiter in der neuen Clique sahen diese Notwendigkeiten offensichtlich genauso.
Die zwei Wochen vergingen mit Wehrübungen, Märschen und Spielen, wobei mir ein Fußball-spiel in besonderer Erinnerung blieb. Nicht etwa, weil wir außergewöhnliche Spielzüge oder gar taktische Meisterleistungen vollbrachten, sondern nur, weil sich durch einen einfachen Zuruf von Peter, der in Neukloster nahe meines Heimatortes zugestiegen war, eine gegenseitige Aufmerksamkeit ergab, die später in einer guten und stabilen Freundschaft münden sollte.
Es war eine Kommunikation im Affekt, wie sie bei Ballspielen oftmals vorkommt. Ein Wortfetzen wie „Gib ab“ ließ mich den Ball zum wild laufenden Peter spielen. Peter wunderte sich, dass sein Ruf zu einem Ergebnis führte, und ich wunderte mich, dass ich abgespielt hatte.
Meine zehnjährige Fußballerfahrung im Punktspielbetrieb, wenn auch bis dahin nur in einer aufstrebenden Dorfmannschaft, führte mindestens dazu, dass ausgewiesene Nichtfußballer sofort als solche identifiziert wurden und in Folge mit Missachtung gestraft wurden.
Es musste aus einer gefühlten Überlegenheit kommen, bei der wahrscheinlich der Wunsch der Vater des Gedanken war.
Ich habe später beim Ausprobieren anderer Sportarten ein ähnliches Verhalten selbst bei guten Freunden und Bekannten festgestellt. Das war in Ordnung, ich konnte die Gründe nachvollziehen.
Peter war jedenfalls dieser Nichtfußballer in meinem Sinne, und deswegen war ich über mich selbst erstaunt. Im Grunde war er ein sehr sportlicher Typ, aber durch seine Leidenschaft, den Handball, wie ich später erfuhr, waren Bewegungsabläufe, das Raumgefühl und die natürlicherweise anders zu nutzenden Gliedmaßen der offensichtliche Grund für meinen Eindruck. Von diesem Moment an sollten wir uns nicht mehr aus den Augen verlieren.Endlich saßen wir im Zug. Nach den zwei Wochen wollte jeder nur noch nach Hause. Mir kam diese Zeit ewig vor. Auch wenn ich mit Freunden in den Jahren zuvor immer mal wieder im Ferienlager oder Zelten gewesen war, so war es dieses Mal anders.
Die gedankliche Umkehr, nun nicht mehr von zu Hause irgendwohin und zurück zu fahren, sondern von irgendwo nach Hause und zurück, fühlte sich unheimlich erwachsen an. Neben diesem Gefühl war aber das Kind in mir offensichtlich noch so präsent, dass Heimweh ein großer Teil des Antriebs für die anstehenden acht Stunden Zugfahrt war.
Wir und viele andere unserer Kumpels okkupierten geradezu den Zug von Halle nach Berlin. Die ganze Region um Halle/Leipzig war mit chemischen Großbetrieben übersät, sodass die Züge mit „Heimkehrern“ überfüllt waren. Das hörte für uns erst in Bad Kleinen auf, die vorletzte Umsteige vor der Heimat.
Gerade in Berlin war das Chaos groß, zu den Lehrlingen und sonstigen Reisenden kamen auch noch die ganzen Bauarbeiter dazu, die in den achtziger Jahren Berlin zu neuer sozialistischer Blüte verhelfen sollten.
Hier verloren sich dann die meisten Kumpels in alle Himmelsrichtungen. Die Fahrten von Berlin nach Wismar erwiesen sich oftmals als besondere Herausforderung. Die Züge waren nicht nur ständig überfüllt, sondern waren auch mit den erwähnten, unzähligen, meistens gut mit billigem Fusel oder Bier vollgedröhnten Bauarbeitern besetzt.
Auf den Baustellen schien ein rauer Ton zu herrschen, den viele der Heimkehrer im Zug nicht wirklich ablegen konnten, und so kam es immer wieder zu Pöbeleien, bei denen wir gegen diese rauen Burschen natürlich keine Chance hatten. Schlussendlich ging auch das vorbei, wie glücklicherweise alles Belastende immer wieder zu Ende geht und in der Erinnerung verblasst.
Zu Hause wartete das Gute auf uns. Nicht nur das Wiedersehen mit den Eltern, die wir drei Wochen zuvor in abenteuerlicher Stimmung verlassen hatten, sondern besonders das Wiedersehen mit den alten Schulkameraden, die natürlich fast alle das gleiche Gefühl für diese Art von Wiedervereinigung hatten, auch wenn die meisten doch eher im Bezirk Rostock eine Lehrausbildung absolvierten.
Nun verschaffte uns genau diese große Entfernung, die bei der Zugfahrt selbst bis zu einem gewissen Grad schön und dann nur noch lästig war, dieses zusätzlich gute Gefühl von der großen weiten Welt. Und so schön die ersten Heimreisen mit den Tanzveranstaltungen im Kulturhaus oder den Faschingsfeiern im „Blauen Bock“ in Neuburg auch waren, so uninteressant entwickelten sich diese in den weiteren Jahren, und wir fuhren immer seltener nach Hause, um vor allem nur noch die Familie wiederzusehen.
Das Leben war mit all den neuen Möglichkeiten in Piesteritz um vieles interessanter, und die noch vor kurzer Zeit so vermisste Heimat kam uns langweilig und öde vor. Es schien dort irgendwie alles stillzustehen und gefühlt noch viel mehr als ohnehin schon.
Wie konnte das sein? Piesteritz war nicht nur grau, wie der größte Teil der Städte und Dörfer, Piesteritz war schmutzig und verpestet dazu. Das Chemiewerk machte die ganze Region so unnatürlich schmutzig, dass es geradezu grau-sam war.
Unsere Ankunft im Nebel, der keiner war, sondern eine mit Rauchgasen geschwängerte Luft, die zusätzlich durch Ammoniakdämpfe angereichert war und einen Brechreiz erzeugte, war schlimm. Und trotzdem war das Neue an sich und vor allem die Aussicht auf schöne Zeiten dominant, sodass diese Randerscheinungen im besten Fall zu Anfang eine Rolle spielten, kurze Zeit später waren sie ohne Bedeutung.
Hier zählte das Leben, und das sollte seine ganze Vielfalt entwickeln.
Aller Anfang ist schwer, und Lehrjahre sind keine Herrenjahre, wie meine Eltern bei jedem Anflug von stöhnender Klage, die hin und wieder einfach sein musste, bemerkten.
Die Erkenntnis, dass gerade das erste Vierteljahr, das ausschließlich aus Metallarbeiten bestand, für meine späteren handwerklichen Fähigkeiten von großem Wert war, stellte sich in dieser Zeit natürlicherweise nicht ein. Auch wenn der Spaß an der Werkbank deutlich auf der Strecke blieb, so schafften wir mal mehr, mal weniger präzise bearbeitete metallene Gegenstände, die zumindest mich am Ende jeder Arbeit, nicht unbedingt abhängig von der Note und den Kommentaren der Lehrmeister, mit dem Gefühl des Erfolges zurückließen.
Den Gefallen an metallenen Gegenständen bin ich nie wieder losgeworden. Je filigraner gearbeitet oder gegossen, desto mehr konnte ich der Kauflust kaum widerstehen.
Die praktische Ausbildung fand gegenüber dem Haupttor, getrennt durch die Hauptstraße von Piesteritz, in einem Barackenkomplex am Ein-gang zum Süd-Werk des Chemiekombinates statt. Wir trugen einheitliche Arbeitskleidung mit einem Stoff- Aufnäher der Berufsschule des volkseigenen Betriebes VEB Stickstoffwerkes Piesteritz, der einen Dünger streuenden Arbeiter darstellte, in dunkelblauer Farbe.
Sie erinnerte ein bisschen an die Arbeitskleidung aus irgendeinem Straflager.
Dieser Eindruck war nicht unbedingt ein Widerspruch zu den Örtlichkeiten des schmutzig- schaurig aussehenden Süd-Werkes. Wir wussten, dass der Ursprung des Werkes in den zwanziger Jahren lag. Objektiv gesehen konnte der Zustand des Werkes auch nur aus dieser Zeit herrühren, tatsächlich wurden aber auch neue Gebäude dazu gebaut. Ein Unterschied war aber nicht mehr zu erkennen.
Die unzähligen Backsteingebäude waren mit verschiedenen Chemieanlagen wie Karbidöfen und Salpetersäureanlagen aber auch mit seltenen Erden, phosphorsauren Salzen und anderem vollgestopft, die all die Gebäude, Geländer und Wege mit einer undefinierbaren Schicht belegten. Es war eine Art Endzeitstimmung, die all dies ausstrahlte, und es war für mich bis dahin unvorstellbar, dass es diese Art von Industrielandschaften überhaupt gibt. Die Labyrinthe in- und außerhalb der Gebäude waren von dieser erstaunlichen Vielfältigkeit, wie sie nur durch immer wieder neue Anbauten und Veränderungen möglich sind.
Es dauerte, als die Praktika in den Bereichen anfingen, eine ganze Zeit bis wir die richtige Orientierung hatten. Das Süd-Werk hatte natürlich auch eine Kantine, und es war erstaunlich, wie die schmutzigen, grauen Arbeiter den Farben der Gebäude ähnelten.
Eigentlich war es eine perfekte Symbiose, die allerdings beim Essen ihre positive Wirkung verfehlte. Die einzigen Farbkleckse in dem Essenssaal kamen vom Essen selbst. Es gab nichts, was ich zu Hause nicht gegessen habe, und Mutter servierte Gerichte, die rein äußerlich nicht zur gesunden Gourmetküche gehörten, auch wenn durch ihre wahren Kochkünste der Geschmack nie zu kritisieren war. Ich wurde jedoch an meiner neuen Wirkungsstätte vor wirklich neue Herausforderungen gestellt, die ich erst im Laufe der Zeit meistern konnte.
Hinzu kam die für mich unerklärliche Vorliebe für Kümmel, die mir schon als eine Art Obsession erschien. Es gab nichts ohne dieses Gewürz, und somit wurden Speisen, die für mich geschmacklich eigentlich gut essbar gewesen wären, zur Zumutung degradiert.
Ich habe diese Vorliebe für ein Gewürz nie wieder so erlebt.
Aber frei nach dem Sprichwort:„ Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ stellt sich genau diese Gewohnheit irgendwann ein, und somit sahen wir weder das schmutzige Grau, noch dachten wir an die sechs zirka ein Meter Durchmesser großen Rohre, aus denen 24 Stunden eine undefinierbare Höllenbrühe in die Elbe floss, noch störte uns das kümmelverseuchte Essen in der Kantine wirklich.
Wir waren zusammen, hatten unsere Themen, genossen die Freiheit, kreierten uns eine Art zweites Zuhause mit dem größten Luxus, den wir uns vorstellen konnten, nämlich Sport, Mädchen, eine Ausbildung, die Spaß machte sowie eine materielle Gleichheit, die genau diese trennende Komponente des Materiellen zur Bedeutungslosigkeit negierte.
Vom Wohnheim bis zur Berufsschule, die schräg gegenüber der praktischen Ausbildungsbaracke lag, waren es ungefähr drei Kilometer. Die erste Zeit gingen wir die Strecke, die morgens 30 Minuten dauerte und am Nachmittag mit unserem Schlenderschritt doppelt so lang war, zu Fuß. usw...
Demokratie und GlückEine Erkenntnis außerhalb von ökonomischen Betrachtungen ist besonders motivierend, auch wenn für diese Einschätzung eigentlich der normale Menschenverstand vollkommen ausreichend ist: Menschen in Ländern mit hoher Toleranz und umfangreichen Mitbestimmungsmöglichkeiten sind glücklicher als in Ländern, wo beides weniger verbreitet ist.
Diese Erkenntnis gilt besonders in dem Wahnsinn, den es im Kampf der Religionen und somit in der Analyse um die ‚besseren‘ Herrschaftsformen im 20. Jahrhundert und eskalierend im 21. Jahrhundert gibt. Ich kann nicht erkennen, wo außerhalb der Demokratie als Herrschaftsform, die im Wesentlichen davon ausgeht, dass die Macht und die Regierung vom Volk ausgehen, auch nur eine Alternative besteht. Diktatoren neigen eher zur Selbstbefriedigung ihrer Bedürfnisse und mit diesem Hintergrund ist es schwierig und gleicht der Wahrscheinlichkeit beim Lotto spielen, einen ‚guten‘ Diktator zu finden. Menschen, die die Demokratie als Gesellschaftsform in Frage stellen, haben diesen Zusammenhang möglicherweise noch nicht richtig verstanden.
Nun gibt es in dieser Definition der Demokratie als eine Voraussetzung, um Glück für viele Menschen überhaupt erlebbar zu machen, eine Art Grauzone. Diese Grauzone sehe ich in der Interpretation des Begriffs ‚Demokratie‘ selbst. Das Wort beschreibt die Herrschaftsformen, die politische Ordnungen oder die politischen Systeme, in denen die Macht und die Regierung vom Volk ausgehen, zunächst nichts weiter. Eine konkrete Umsetzung in gesellschaftliches Leben ist im Detail noch nicht beschrieben.
Nun ist es mit der Einschätzung von Demokratie nicht so einfach. Selbst zwischen Demokratien, deren Wahrhaftigkeit außer Frage stehenden, gibt es unterschiedliche demokratische Niveaus, und dadurch wahrscheinlich auch unterschiedliche Ergebnisse in den Glücksvergleichen. Um einen Großteil der Länder der Erde mit diesem Hintergrund vergleichen zu können, wurde ein „Demokratieindex“ geschaffen. Um diesen Index zu bestimmen, musste nochmals zwischen „Demokratie- und Regimetypen“ unterschieden werden. Als Ergebnis kommt jedes Jahr für 167 Länder der Erde eine aktuelle Übersicht heraus.
Für 2016 sah das folgendermaßen aus:
(Hier ist im Buch eine Statistik!)Nimmt man sich, davon ausgehend, die internationalen Glücksvergleiche zur Hand, dann ist festzustellen, dass genau die Länder mit ausgeprägten Demokratien, die auf wundersame Weise auch die wirtschaftlich stärksten sind, die glücklichsten Menschen haben. Mit dieser Logik ist es schwer verständlich, dass Umfragen, wie eine aktuelle der Friedrich-Ebert-Stiftung zur ‚Demokratiezufriedenheit‘, doch schlechte Zustimmungsergebnisse in Deutschland als Ergebnis präsentieren müssen. Wie nicht anders zu erwarten gibt es Unterschiede zwischen Ost und West. 67% der Menschen im Westen und 54% der Menschen im Osten findet die Demokratie gut, der Rest nicht so sehr. Da kommt gerade bei dem schlechten Wert der Menschen aus dem Osten die Frage auf, ob die nach Definition der Regime-Typen untergegangene DDR, die sicher nur als ‚unvollständige Demokratie‘ einzustufen war, nach 27 Jahren nun doch der bessere Staat war. Eine gewisse Verklärung ‚der guten alten Zeit‘ und der ein oder andere Erinnerungsfehler (gerade in ökonomischer Sicht) haben sicher auch ihren Anteil an den schlechten Umfrageergebnissen.
Bezogen auf die Menschen aus dem Osten, die eine, wenn auch von ‚oben‘, erzwungene Vereinfachung des Alltagslebens durch einfachen Mangel an vielen Dingen erleben mussten, hatte möglicherweise dieser überall erlebte Mangel positive Auswirkungen auf das ‚Glück‘. Diese These hört sich eigenartig an, aber außerhalb von Parteiversammlungen, angeordneten Demonstrationen und dem Frust im Wesentlichen nur im Ostblock Urlaub machen zu können, war das Alltagsleben aber sehr immateriell im Vergleich zu heute. Es gehörten demzufolge auch nicht viele ‚Dinge‘ dazu, um einen Glücksmoment zu schaffen. Ohne es zu wollen, hat das stagnierende Wirtschaftswachstum die Chancen auf das ‚Glück‘ zumindest teilweise erhöht. Hier wurde im Grunde ungewollt ein Beweis für Kritiker der Wachstumstheorie angetreten, dass eine gewisse Abkehr von dem Slogan „höher, schneller, weiter“ nicht unbedingt nachteilig für die Suche nach dem ‚subjektiven Wohlbefinden‘ sein muss.
Es ist eigentlich kaum zu glauben, aber mit dem Hintergrund, dass über materielle Besitzstände, die noch dazu relativ gleich verteilt waren, kein besonderes Glücksgefühl erzeugt werden konnte, bleibt dann zum ‚Glück‘ vor allem die Befriedigung der schon erwähnten “psychischen Grundbedürfnisse”. Gerade in einer immer komplizierter werdenden Welt erinnern sich scheinbar viele gerne daran zurück.
Es ist leider nur ein bisschen wie im Märchen, in Wirklichkeit lebt jeder nur im ‚Jetzt‘ und muss vor allem in der Gegenwart sein Glück suchen. Das nach Kahneman ‚erinnerte Glück‘ ist als Grundrauschen wichtig und gibt auch ein wohliges Gefühl, aber es liegt eben in der Vergangenheit.
Utopia oder andere AlternativenNun wird es schwierig bis unmöglich. Alleine bei dem Begriff der Utopie möchten sich ganz sicher alle Realisten uninteressiert abwenden, denn warum sollte man sich mit wirklichkeitsfernen oder fantastischen Wunschvorstellungen beschäftigen, die dann sowieso nicht zu verwirklichen sind. Das trifft umso mehr zu, wenn sich diese Utopie auf gesellschaftliche Veränderungen bezieht. Hätte sich beispielsweise Friedrich Engels mit dem Begriff Utopie realitätsnaher auseinandergesetzt, wäre vielleicht einiges anders gelaufen. In seinem Werk „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ werden die Entstehung und die Entwicklung des wissenschaftlichen Kommunismus dargestellt. Vielleicht ging hiermit das Legen der falschen, oder besser gesagt, unrealistischen Fährte zur Schaffung eines neuen und besseren Gesellschaftssystems los. Der Sozialismus, der die Natur des Menschen nicht in ausreichendem Umfang berücksichtigt hat, war es nachgewiesener Maßen dann doch nicht, auch wenn es ein schöner Traum war und bleibt. Das heutige wirtschaftspolitische System ist erwiesenermaßen kein Traum und auch kein Paradies. Es trägt aber auf jedem Fall dem Individuum mit seinen Antriebsmechanismen Rechnung, und das ist schon eine ganze Menge. Genug ist es aber in keinem Fall, nicht heute und nicht in der Zukunft.
Neben der Auseinandersetzung, welche politische, welche wirtschaftliche, welche ökologische und zusammenfassend, welche ideologische Ausrichtung die richtige ist, geraten immer mehr die Grundlagen für das ‚Leben‘ insgesamt aus dem realen Fokus. Ich meine die Umwelt und die Ressourcen der Erde, die unsere gemeinsame Basis bilden. Es ist bei der Bedeutung dieses Themas für die Zukunft höchst erstaunlich, wie zögerlich die Menschheit die Bewältigung dieser entscheidenden Frage angeht. Natürlich haben Wissenschaftler, Politiker und auch zukunftsorientierte ‚Normalbürger‘ die Zeichen der Zeit erkannt und handeln nach ihren beschränkten Möglichkeiten. Es ist nur der Lauf gegen Windmühlen und spätestens hier schwächelt das Demokratiesystem mit den realen Wertvorstellungen deutlich. Wir kennen es schon: ‚Das Sein bestimmt das Bewusstsein. ‘ Das bedeutet im Wesentlichen, dass die Menschen in heutigen Gesellschaften den Tauschwerten eine überhöhte Bedeutung beimessen. Im Kapitel ‚Wertvorstellungen im Wandel‘ bin ich näher darauf eingegangen. Die ‚Dinge‘ auf der Erde, die den natürlichen Reichtum darstellen und das Leben nicht nur möglich, sondern lebenswert machen, besitzen im Wesentlichen keinen Tauschwert. Der Wald, die Atmosphäre, das Meer oder die Flüsse. Das alles besitzt ‚nur‘ einen Lebenswert, der von vielen Menschen zu gering geschätzt wird, weil es nicht unmittelbar den Wertvorstellungen vom Tauschwert entspricht.
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Buchempfehlung:
1. Dirk Oschmann; ,Der Osten: eine westdeutsche Erfindung'
2. Ulrich Wickert; ,Angst vor Deutschland'
3. Ernest Hemingway; ,Der alte Mann und das Meer'In eigener Sache:
Ich bin, wie viele andere, ein großer Fan von Hörbüchern. Da lag es für mich sehr nahe, für mein erstes Buch ein Hörbuch zu produzieren.
Das Hörbuch ist in jedem gut sortierten Onlinestore zu erwerben, oftmals auch mit einer AudioSequenz.Kommentar:
Am 03.10.2024 ist der Tag der Deutschen Einheit. Ist das nun nach all den Jahren ein Tag zum Feiern oder eher ein Tag zum Nachdenken, oder auch zum Zweifeln?
Was war das zwischen November 89 und September 90 für eine grenzenlose Euphorie. Wir waren alle wie besoffen vor Glück über das Ende dieses mit Ideologie überladenen und gescheiterten Experimentes, namens Sozialismus, und blauäugig verliebt in die blühende Zukunft mit hartem Geld, grenzenloser Freiheit, einer Gesellschaft mit humanistischer Weltanschauung und, wenn auch nicht sofort, einer glänzenden Zukunft im vereinten Deutschland. Dieses Gefühl hielt noch eine ganze Zeit an, obwohl auf den unzähligen Automärkten abgezockt wurde und den Leuten in ‚Druckverkäufen‘ das Geld zu Mondpreisen aus der Tasche gezogen wurde. Dummheit muss bestraft werden, auch wenn die Regeln der Marktwirtschaft nicht zum Allgemeingut der ostdeutschen Bildung gehörte.
In diesem Rausch haben viele nicht begriffen, dass der Einheits-Zug doch eher ein kolonialer Beitritts-Zug war. Eine gemeinsame Verfassung, die nach Artikel 146 des Grundgesetzes im Falle einer Wiedervereinigung vorgesehen war und dann doch nur ein Einigungsvertrag wurde, hätte die Basis für die Mitgestaltung des „Ostens“ sein müssen. Damit waren Asymmetrien mit bis heute andauernden Ungleichgewichten in Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik legitimiert, die vielen das Feiern dann doch deutlich vermiesen. Nicht vergessen sind die vielen ‚Gesandten‘ aus den alten Ländern, aus der dritten und vierten Kompetenzreihe, mit üppiger ‚Buschzulage‘, einer 70-prozentigen Deindustrialisierung mit freundlicher Unterstützung der Treuhandgesellschaft. Das schaffte einen hochsubventionierten Absatzmarkt ohne ökonomische Konkurrenz, wodurch der Westen im Vergleich aus heutiger Sicht noch reicher wurde. Besonders beliebt die Regelung ‚Rückgabe vor Entschädigung‘, von der 2,2 Millionen Haushalte mit all den Folgen betroffen waren usw., usw., somit eine wirkliche Zäsur des Intellekts von uns ‚Ossis‘.
Neben diesen materiellen Auswirkungen gab und gibt es eine Unmenge an Ressentiments in Presse, Wirtschaft und Politik gegen den Osten und gegen Ostdeutsche, die ich teilweise selbst erleben durfte. Das Desinteresse spiegelt sich nicht zuletzt darin, dass bis dato nach über 30 Jahren fast 20 Prozent der Westdeutschen nicht einmal den Osten betreten haben, umgekehrt sind es 100 Prozent, unglaublich.
Was sind das für Ungleichgewichte, die bis heute nachhallen. Beispielsweise ist der Anteil der Ostdeutschen im Schnitt in Spitzenpositionen in Wissenschaft, Verwaltung, Justiz, Militär, Medien und Wirtschaft durchschnittlich bei 1,7 Prozent. Wohneigentum: 90 Prozent des Wohneigentums in Leipzig gehöht Westdeutschen, in Halle sind es 80 Prozent, in Potsdam noch höher und von den Urlaubsregionen ganz zu schweigen. Das Armutsrisiko im Osten ist 6-mal höher, die Gehälter über 20 Prozent niedriger, nur ca. 2 Prozent der Erbschaften entfallen auf Ostdeutschland usw., usw.
Möchte ich feiern, nein. Möchte ich ein Déjà-vu mit der Vergangenheit, nein. Wünsche ich mir weniger Siegermentalität, ja, denn es war nichts weiter als Glück mit den USA im Rücken in einem Hochlohnland aufzuwachsen, dass einfach eine ‚bessere‘ Wirtschaftsordnung hatte und zusätzlich wunderbar von dem wirtschaftlich maroden Ostblock mit billig importierten Produkten profitierte und somit 40 Jahre Vorsprung in allen materiellen Belangen hatte. Das sollte keiner vergessen, der seinen materiellen Status als reine Eigenleistung sieht, denn gearbeitet wurde im ‚Osten‘ mehr als genug.
Ausblick: Es bleibt Hoffnung ohne substanzielle Gründe und insofern mehr nicht, zumal Fachkräfte abwandern und durch das schlechte Image die Besten oftmals nicht kommen wollen.